On Premises versus Software as a Service

Im Rahmen meines Studiums habe ich eine wissenschaftliche Ausarbeitung zum Thema "On Premises versus Software as a Service: Gegenüberstellung, Vor- und Nachteile sowie Migration" angefertigt, welche ich in diesem Artikel zusammengefasst habe.

Eine Liste weiterer wissenschaftlicher Arbeiten, sowie deren Nutzungsbedingungen, ist hier verlinkt.

 

Motivation

Einer der wichtigsten Änderungen der letzten Jahre in der Softwareentwicklung ist der Cloud Computing-Paradigmenwechsel. Cloud Computing bietet viele Chancen und Möglichkeiten, bringt aber auch diverse Herausforderungen mit sich. In meiner Ausarbeitung habe ich mich mit dem Software as a Service-Modell (kurz: SaaS) beschäftigt; einer Ebene des Cloud Computing-Paradigmas. Dieses Modell sieht vor, dass Software nicht mehr wie im traditionellen On Premises-Modell (kurz: OP) vom Anwender ausgeführt und betrieben wird, sondern dass die Ausführung an einen externen Dienstleister abgegeben wird.

Das SaaS-Modell ist nicht der erste Ansatz um das Ausführen von Software auszulagern. Bereits in den 1990er Jahren wurde mit dem Application Service Providing-Modell (kurz: ASP) versucht das Betreiben von Software an externe Dienstleister auszulagern. Durchgesetzt hat sich dieser Ansatz jedoch auf Grund fehlender Internettechnologien nicht.

Das SaaS-Modell hat in der freien Wirtschaft in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, weshalb sowohl Softwareanwender, als auch -hersteller nicht umher kommen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eigene Anwendungen, falls notwendig, umzubauen.

Softwareanbieter stehen vor einer großen Herausforderung, denn ein Anbieten bestehender OP-Anwendungen als SaaS ist nicht ohne Aufwand möglich.

Nachdem das OP- und das Saas-Modell beschrieben und gegenübergestellt wurden, habe ich die Vor- und Nachteile, bzw. die Risiken und Chancen sowohl für Softwareanwender, als auch für Softwarehersteller ausgearbeitet. Zuletzt folgt die Vorstellung der optimalen SaaS-Anwendung sowie drei Migrationsmethoden.

Gegenüberstellung und historische Entwicklung

Der Begriff On Premises beschreibt das klassische Vertriebsmodell von Software und kam erst mit dem Entstehen des Software as a Service-Trends auf. Klassischerweise erwirbt der Anwender der Software für diese einmalig eine Lizenz um die Software dann eigenständig und langfristig betreiben zu können. Zusätzlich zahlt der Anwender in der Regel periodische Wartungsgebühren, um regelmäßig Fehlerausbesserungen und Updates zu erhalten.

Während bei OP-Software der Anwender für die korrekte Ausführung der Software verantwortlich ist, wird beim SaaS-Modell das Betreiben der Software an einen fremden Dienstleister ausgelagert. Die Nutzer greifen dann über das Internet auf die ausgelagerten Services zu. Der Softwareanwender zahlt bei dieser Vorgehensweise nicht einmalig für eine Softwarelizenz, sondern periodisch (häufig monatlich) für die Nutzung der Software.

Häufig sind die anfallenden Kosten nutzungsabhängig. Wird das pay-per-use-Verfahren angewendet, zahlt der Anwender abhängig von der Intensivität der Nutzung (zum Beispiel der aktiven Zeit) oder abhängig von der Anzahl der aktiven Nutzer.

SaaS ist die höchste der drei Abstraktionsschichten, in die Cloud Computing Services eingeteilt werden können. Die nächst tiefere Schicht wird als Platform as a Service (kurz: PaaS) bezeichnet und stellt anders als SaaS nicht fertige Softwarelösungen, sondern ganze Umgebungen zur Verfügung. Häufig wird diese Schicht von Anwendungsentwicklern und nur selten von Endanwendern verwendet. Infrastructure as a Service (kurz: IaaS) ist die unterste der drei Abstraktionsschichten und stellt eine Infrastruktur ohne installierte Anwendungen zur Verfügung.

Die Verbreitung von SaaS-Anwendungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Noch vor zehn Jahren war der Erfolg von SaaS in der freien Wirtschaft jedoch umstritten. Ein Grund hierfür war, dass das Auslagern von Software zwangsläufig auch das Auslagern sensibler Daten an einen fremden Dienstleister bedeutete, was von vielen Unternehmen kritisch betrachtet wurde. Noch heute ist dies ein Argument gegen Software as a Service-Anwendungen.

Verbreitung finden SaaS-Anwendungen vor allem bei standardisierbaren Anwendungen, wie zum Beispiel ERP-Systemen. Grund hierfür ist, dass ein gewünschtes unternehmensspezifisches Verhalten in der Regel gut durch Konfigurationen erzeugt werden kann, sodass keine individuelle Programmierung benötigt wird. Anklang finden solche Lösungen vor allem bei kleinen und mittelständigen Unternehmen, da diese nicht selten nur ein geringes eigenes IT-Know-how mitbringen und sie sich durch eine Auslagerung stärker auf das eigene Kerngeschäft konzentrieren können.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das On Premises- und das Software as a Service-Modell jeweils ein Extrem darstellen. Während beim OP-Modell das anwendende Unternehmen alleine für das korrekte Ausführen der Anwendung verantwortlich ist, übernehmen beim SaaS-Modell externe Dienstleister alle hierfür notwendigen Aufgaben und Prozesse.

Vor- und Nachteile von Software as a Service-Anwendungen für Anwender

Für Anwender von Software bieten SaaS- gegenüber OP-Lösungen diverse Vorteile, allerdings auch diverse Nachteile.

Ein großer Vorteil, den SaaS-Anwendungen gegenüber traditionellen OP-Anwendungen bieten, ist die relativ einfache Möglichkeit die Software zu beziehen. Nach dem Erwerb einer OP-Software muss diese durch den Anwender in einem eigenen System selbstständig aufgesetzt und betrieben werden. Dieses Vorgehen ist während der Inbetriebnahme mit hohen Aufwand und somit auch hohen Kosten verbunden. SaaS-Anwendungen können deutlich einfacher, schneller und kostengünstiger bezogen werden. Der Prozess der Installation der eigentlichen Software entfällt komplett, lediglich eine einmalige Konfiguration bleibt.

Während der Betriebsphase von OP-Software müssen eigene Hardware, Infrastruktur und Personal bereitgestellt werden, was relativ hohen Kosten zur Folge hat. Durch das Auslagern dieser Aufgabe an externe Dienstleister können die Hardware- und Personalkosten minimiert werden, sodass im Schnitt geringere Kosten anfallen.

Das Betreiben eigener Hardware stellt Unternehmen bei Unternehmenswachstum, -umstrukturierungen und bei sich ändernden Anforderungen vor große Herausforderungen. Schnell entstehen so schon bei kleinen Änderungen große Kosten. SaaS-Anwendungen bieten in solchen Fällen eine deutlich höhere Flexibilität sodass mit diesen eine Kostenersparnis erreicht werden kann.

Ein verbreitetes Problem in der Softwarebranche ist die fehlende Plattformunabhängigkeit von Software. Plattformunabhängigkeit beschreibt die Möglichkeit, eine Software auf verschiedenen Plattformen ausführen zu können. Durch fehlende Plattformunabhängigkeit entstehen dem Anwender Kosten, beispielsweise durch Mehraufwand beim Einrichten der Software. Kosten entstehen jedoch auch bei der Entwicklung von Software, wenn diese plattformunabhängig implementiert wird. Durch den Einsatz von SaaS-Anwendungen entfallen die gerade beschriebenen Kosten fast vollständig, da SaaS-Anwendungen durch den Anwender in der Regel über standardisierte Webbrowser bedient werden können.

Während bei OP-Anwendungen Prozesse meist selbstständig ausgearbeitet und definiert werden müssen, entfällt dieser Prozess, der mit hohem Aufwand und somit auch mit hohen Kosten verbunden ist, bei SaaS-Anwendungen meist größtenteils, da diese durch deren Standardisierung bereits vordefinierte und vorintegrierte Prozesse zur Verfügung stellen.

Andererseits hat der hohe Grad an Standardisierung zur Folge, dass sehr flexible Anpassungen nur schwer umzusetzen sind, wenn die vordefinierten Prozesse für das Erfüllen der eigenen Anforderungen nicht ausreichend sind. Bei der Entwicklung von SaaS-Anwendungen wird zwar in der Regel versucht die Prozesse erweiterbar zu implementieren, bei zu individuellen Anforderungen ist dies aber nicht mehr möglich.

Bei der Verwendung von SaaS-Lösungen werden in der Regel automatisch kostenlose Updates zur Verfügung gestellt, die für den Anwender ohne großen Aufwand genutzt werden können. Bei OP-Lösungen muss der Anwender im Regelfall zum einen für Updates zahlen und diese zum anderen selbstständig installieren, was mit hohen Aufwand, Risiken (wie zum Beispiel Systemausfällen) und somit auch mit hohen Kosten verbunden ist.

Das automatisierte Bereitstellen von Updates hat viele Vorteile, kann aber auch als Nachteil gesehen werden. Im Zuge von Updates können bestehende Prozesse und Benutzerschnittstellen geändert werden, sodass eine firmeninterne Umstrukturierung bestehender Prozesse notwendig wird. Im schlimmsten Fall können die geänderten Prozesse für Anwender unbrauchbar werden, was zu erheblichen Problemen führen kann.

Ein Auslagern von Software an externe Dienstleister hat nicht selten einen Know-How-Verlust auf Seite des Anwenders zur Folge. Durch diesen Know-How-Verlust entsteht für den Anwender eine technische, sowie eine fachliche Abhängigkeit vom Dienstleister.

Ein weiterer Nachteil beim Auslagern von Software an fremde Dienstleister können hohe Wartezeiten bei der Datenübertragung oder andere Störungen (zum Beispiel ein Komplettausfall) sein. Diese können durch Probleme beim Dienstleister oder durch Probleme beim Anwender (zum Beispiel ein Ausfall der Internetanbindung) verursacht werden. Erhöhte Wartezeiten können zu empfindlichen Störungen im internen Betriebsablauf führen und somit hohe Kosten verursachen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das Auslagern von sensiblen Daten an externe Dienstleister. Es muss zum einen eine sichere Übertragung der Daten zwischen Anwender und Dienstleister vorliegen, zum anderen dürfen die Daten vom Dienstleister nicht missbraucht oder weitergeleitet werden. Der Anwender muss mit dem Dienstleister schriftlich vereinbart haben, dass die Daten Eigentum des Anwenders bleiben, und dass diese nur nach Anweisung des Anwenders verändert oder gelöscht werden dürfen.

Die DSGVO schreibt vor, dass ebendiese Daten nur an Dienstleister innerhalb der EU bzw. innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums ausgelagert werden dürfen. Eine solche Vereinbarung muss mit dem Dienstleister getroffen werden. Ob der Dienstleister diese einhält ist für den Anwender jedoch nur schwer sicherzustellen.

Das Verwenden von OP-Software kann für sensible Daten somit mehr Sicherheit bedeuten. Vor allem bei hochsensiblen Daten wird auf SaaS häufig verzichtet. Andererseits ist dann das anwendende Unternehmen für die Sicherheit der Daten verantwortlich, was bei fehlendem Knowhow nicht gewährleistet ist.

Chancen und Risiken für Software-Hersteller

Das Anbieten von SaaS-Anwendungen erschließt gegenüber dem Anbieten von OP-Anwendungen diverse Chancen, bringt aber auch diverse Risiken mit, die durch den Wechsel entstehen:

Während beim Vertrieb von OP-Software größtenteils einmalige Lizenzeinnahmen entstehen, stehen mit dem SaaS-Modell regelmäßige und vorhersehbare Einnahmen zur Verfügung. Durch den konstanten Geldfluss sind Einnahmen besser abzuschätzen und eine langfristige Planung ist besser möglich. Andererseits kann durch geringen monatlichen statt relativ hohen einmaligen Kosten eine höhere Kundenfluktuation entstehen, sodass Kunden schneller verloren gehen können. Aufgrund der fehlenden Initialumsätze fallen für die Softwarehersteller außerdem höhere Vorabinvestitionen an, welche immer mit einem erhöhtem Risiko verbinden sind.

Der hohe Wettbewerbsdruck beim SaaS-Modell hat zur Folge, dass schnell die sogenannte Winner-takes-it-all-Situation entsteht. Bei dieser Situation wechseln Kunden aufgrund der geringen Kundenbindung schnell zu dem Anbieter, der das beste Produkt beziehungsweise das beste Angebot zur Verfügung stellt.

Das Pflegen verschiedener Versionen einer Software beim klassischen OP-Modell bedeutet für Softwareentwickler einen erheblichen Mehraufwand. Muss beispielsweise eine Sicherheitslücke kurzfristig in mehreren statt nur in einer Softwareversion behoben werden, kann dies durchaus einen vielfachen Mehraufwand bedeuten. Dieser Mehraufwand entfällt beim Einsatz des SaaS-Modells, da bei diesem nur eine Softwareversion gepflegt werden muss, da nur die eine Version aktiv in Verwendung ist.

Die Verwendung des SaaS-Modells hat zur Folge, dass die Anforderungen einzelner Kunden nur schwierig umzusetzen sind, wenn diese so tief in die interne Logik eingreifen, dass eine Umsetzung alleine durch Konfiguration nicht mehr möglich ist. Grund hierfür ist, dass das Anpassen der Programmierung für einen Kunden Auswirkungen auf alle weiteren Kunden hat.

Des Weiteren können mit SaaS-Lösungen häufig nur geringere Umsätze mit professionellen Services erwirtschaftet werden, als mit OP-Lösungen. Vor allem für Unternehmen, deren Kerngeschäft aus dieser Einnahmensform besteht, ist der Wechseln auf Software as a Service-Lösungen daher mit einem hohen Risiko verbunden.

Wird Software nach dem SaaS-Modell angeboten, liegt die Ausführung der Software in der Verantwortung des Softwareanbieters. Ein Problem kann sein, dass sich das Nutzerverhalten einzelner Kunden auf die Performance der gesamten Cloud-Anwendung auswirken kann, also auch auf die Performance anderer Kunden. Diese Auslastungsspitzen müssen durch den Anwender abgesichert sein, was wiederum zu hohen Kosten führen kann.

Eine große Chance, die das SaaS-Modell gegenüber dem OP-Modell bietet ist, dass neue Marktsegmente einfacher erreicht werden können. Ein Beispiel können kleine Unternehmen sein, deren Erschließung sich mit dem On Premises-Modell nicht gelohnt hätte.

Neben den neuen Marktsegmenten können durch die Unabhängigkeit der IT-Systeme der Kunden auch neue Anwendungsarten einfacher erschlossen werden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass den Software-Entwicklern der Einsatz von SaaS viele Chancen bietet, das Loslösen von OP-Anwendungen aber auch mit einigen Risiken verbunden ist. Es wird deutlich, dass ein Umstieg durchdacht und gut geplant umgesetzt werden muss. Im folgenden Kapitel wird der Umstieg vom OP- hin zu SaaS-Modell näher beschrieben.

Migration von On Premises-Anwendungen zu Software as a Service-Anwendungen

Damit eine Software sinnvoll als SaaS-Anwendung eingesetzt werden kann, muss diese diverse Anforderungen erfüllen. Im ersten Part wird beschrieben, wie eine solche optimale SaaS-Anwendung aussieht

Im darauffolgenden Unterkapitel wird der Unterschied zwischen cloud-enabled Anwendungen, die grundsätzlich als Cloud-Lösung ausgeführt werden können, und zwischen cloud-nativen Anwendungen, die als SaaS-Lösung ausführbar sind, beschrieben.

Im letzten Unterkapitel werden drei Methoden der Migration von OP-Anwendungen vorgestellt, wobei die erste Lift & shift-Methode nur Cloud-, aber keine SaaS-Anwendungen hervorbringen kann.

Die optimale Software as a Service-Anwendung

Damit Anwendungen sinnvoll als SaaS-Anwendung eingesetzt werden können, müssen sie einige Anforderungen erfüllen. Dies gilt sowohl für neu entwickelte Anwendungen, als auch für migrierte OP-Anwendungen.

Eine der elementarsten Eigenschaften von SaaS-Anwendungen ist deren hohe Standardisierung. Die Software muss so allgemein wie möglich entwickelt werden, sodass der Großteil der Funktionen von allen Anwendern in Anspruch genommen werden kann. Während spezielle Anforderungen beim OP-Modell statisch definiert oder sogar individuell programmiert werden, muss eine SaaS-Anwendung diese Anforderungen konfigurierbar implementieren, sodass diese Einstellmöglichkeiten zur Laufzeit geändert werden können.

Eine SaaS-Anwendung sollte autonom und mit möglichst wenig menschlichem Eingreifen betrieben werden können. Sollte es während des Betriebs zu einem Fehlerfall kommen, muss die Software automatisch einen Wiederherstellungsprozess starten, sodass die Anwendung weiter ausgeführt wird. Diese Eigenschaft wird als Autorecovery bezeichnet. Außerdem muss die Autoscaling-Eigenschaft implementiert werden. Diese sieht eine automatische Lastverteilung vor und gewährleistet, dass Anfragen und Prozesse einzelne Komponenten nicht überlasten.

Eine einfache aber dennoch wichtige Anforderung sieht vor, dass die Anwendung über einen gängigen Webbrowser über das öffentliche Internet benutzt werden kann.

Eine SaaS-Anwendung muss einem Kunden unmittelbar nach dem Kauf zur Verfügung gestellt werden. Auch Paketänderungen, wie zum Beispiel ein Upgrade der Serverleistung müssen ohne Verzögerung umgesetzt werden.

Eine der wichtigsten Anforderungen sieht vor, dass SaaS-Anwendungen modular programmiert sein müssen, sodass diese sinnvoll als Microservice angewendet werden können. Ist diese Anforderung nicht erfüllt, können die Vorteile, die das SaaS-Modell bietet, nicht genutzt werden.

Neben der modularen Programmierung muss eine Multi-Tenant-Architektur umgesetzt werden. Diese ermöglicht mehreren Nutzern verschiedener Unternehmen die Benutzung der selben Infrastruktur.

Anwendungen, die die vorgestellten Anforderungen erfüllen, werden als cloud-native Anwendungen bezeichnet. Eine Vorstufe dieser cloud-native Anwendungen sind die sogenannten cloud-enabled Anwendungen. Diese ermöglichen das Verwenden von Anwendungen aus der Cloud heraus – diese Anwendungen können jedoch nicht als SaaS-Anwendung ausgeführt werden sondern müssen auf einer IaaS- oder einer PaaS-Umgebung betrieben werden.

cloud-enabled versus cloud-native

Cloud-enabled Anwendungen werden allgemein als Vorstufe der cloud-nativen Anwendungen gesehen. Diese Anwendungen können als Cloud-Lösung betrieben werden, gelten aber nicht als SaaS-Anwendung, da die im vorherigen Kapitel aufgeführten Anforderungen nicht erfüllt werden. Häufig handelt es sich bei diesen Anwendungen um traditionelle OP-Anwendungen, die in einer IaaS- bzw. PaaS-Umgebung ausgeführt werden.

Während cloud-native Anwendungen horizontal skalierende Anwendungen sind, können cloud-enabled Anwendungen nur vertikal skalieren, sodass diese nur begrenzt eingesetzt werden können und in der Regel höhere Kosten entstehen.

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den beiden Ansätzen ist der Mitarbeiterbedarf. Beim cloud-enabled-Ansatz werden relativ viele Mitarbeiter zum Aufbauen und zum Betreiben der Cloud-Lösungen benötigt, während beim cloud-nativen Ansatz nur wenige Mitarbeiter für den Betrieb zur Verfügung stehen müssen.

Migration bestehender On Premises-Anwendungen

Sollen neue SaaS-Anwendungen entwickelt werden, kann bei der Konzipierung und bei der Implementierung direkt zuvor aufgeführten Anforderungen geachtet werden, sodass die Vorzüge des SaaS-Modells genutzt werden können. Häufig sollen jedoch OP-Anwendungen, welche über Jahre traditionell als lokal ausgeführte Software entwickelt wurden, als Cloud-Lösung bereitgestellt werden. Bevor solche Anwendungen jedoch als Cloud-Lösung genutzt werden können, müssen diese migriert werden. Es existieren diverse Migrationsansätze die im Folgenden vorgestellt werden:

Ein häufig angewendeter Ansatz ist die sogenannte Lift & shift-Migration. Bei diesem Verfahren werden bestehende Anwendungen in eine IaaS- oder PaaS-Umgebung überführt und dort weitgehend unverändert ausgeführt. Die Anwendung muss um sgn. Endpunkte erweitert werden, sodass diese als Cloud-Lösung mit den externen Kundensystemen kommunizieren können. Der Kern der Anwendung bleibt in der Regel aber weitgehend unverändert.

Der Lift & shift-Ansatz ermöglichst zwar das Überführen bestehender Lösungen in die Cloud, kann aber keine SaaS-Anwendung hervorbringen. Der Ansatz bringt eine cloud-enabled Anwendung hervor. Die erwünschten Vorteile, die das SaaS-Modell hervorbringen soll, werden also nicht erreicht. Die Kosten für die Infrastruktur sinken in der Praxis leicht, die Betriebskosten bleiben jedoch erhalten, sodass insgesamt nur eine geringe Kostenerspaarnis erzieht werden kann.

Wird der Reengineering-Ansatz angewendet, wird eine bestehende Anwendung so angepasst, dass die zuvor aufgeführten Anforderungen erfüllt werden. Es entsteht also eine cloud-native Anwendung. Dies kann in einigen Fällen durch eine einfache Umkonfiguration erreicht werden – häufig sind aber tiefere Eingriffe in der Anwendungsarchitektur notwendig. Vor allem bei älteren und großen ist eine Migration nur schwer möglich und somit mit großem Aufwand verbunden.

Die einfachste und langfristig sinnvollste Vorgehensweise ist der Replace-Ansatz. In diesem wird eine bestehende OP-Anwendung durch eine komplett neu entwickelte, cloud-native SaaS-Anwendung ersetzt. Durch die Neuentwicklung fallen jedoch hohe einmalige Kosten an sodass sich die Überführung erst ab einem bestimmten Zeitpunkt rentiert.

Fazit

Einer der wichtigsten Änderungen in der IT der letzten Jahre ist die zunehmende Verbreitung des Cloud Computing. Ein Teilbereich – wenn nicht sogar der wichtigste Teilbereich – des Cloud Computing ist das SaaS-Modell, welches das Auslagern von Software an externe Dienstleister vorsieht, damit diese nicht mehr durch den Anwender selber betrieben werden muss, wie es das traditionelle OP-Modell vorsieht.

Das SaaS-Modell bietet den Software-Anwendern viele Vor- aber auch viele Nachteile:

Der wohl wichtigste Vorteil ist der hohe Standardisierungsgrad von SaaS-Anwendungen. Dieser ermöglicht den Anwendern einen einfachen Einstieg in die Verwendung einer Software, da Prozesse nicht mehr neu erfasst werden müssen. Ein weiterer bedeutender Vorteil sind die Kostenersparnisse, die SaaS- gegenüber OP-Anwendungen bieten.

Der Einsatz von SaaS-Lösungen hat zwangsläufig zur Folge, dass sensible Daten an externe Dienstleister ausgelagert werden müssen. Dies hält potentielle Kunden noch immer ab solche Lösungen einzusetzen, da das Auslagern dieser Daten immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Neben den Vor- und Nachteilen für die Anwender von SaaS-Lösungen bieten sich auch den entwickelnden Unternehmen Chancen, allerdings auch Risiken:

Ein Vorteil von SaaS-Anwendungen gegenüber den traditionellen OP-Anwendungen sind zuverlässigere und vor allem regelmäßigere Einnahmen. Diese kommen zustande, da die Anwender beim SaaS-Modell periodisch für die Nutzung, und nicht wie beim OP-Modell einmalig für eine Lizenz bezahlen.

Problematisch ist jedoch, dass für die Anwender durch SaaS-Lösungen ein Wechsel zu alternativen Anbietern günstiger und einfacher wird, sodass es zu einer für den Anbieter nachteiligen hohen Kundenfluktruation kommt.

Eine weitere Herausforderung denen sich Hersteller von Software-Lösungen stellen müssen ist ein erheblicher Aufwand der erbracht werden muss, wenn bestehende OP-Lösungen zu SaaS-Lösungen migriert werden sollen. Kritisch für die Anbieter ist hier vor allem die hohe Vorinvestition die geleistet werden muss, bevor die SaaS-Anwendung angeboten werden kann.

Abschließend kann zusammengefasst werden, dass die Bedeutung von Software as a Service in der freien Wirtschaft weiter zunehmen wird, sodass sowohl Anwender als auch Hersteller von Software bestehende Lösungen und Prozesse anpassen und neu überdenken müssen.

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